Als ich zur Welt kam, wurde die „MS Titanic“ von einem Eisberg aufgerissen und begann ihre letzte Reise auf den Grund des Atlantik. Ob der Abendstern in jener Nacht leuchtete, ist nicht überliefert; 3 Heilige waren aber definitiv nicht anwesend, weder an Bord der Titanic noch im Aachener Kreißsaal.
Was 1962 noch so passierte:
Deichbruch und Überflutung in Hamburg, die Kubakrise, der Absturz von „Ranger 4“ auf dem Mond, Marylin Monroe starb, Algerien wurde unabhängig, „Telstar“, der erste Kommunikationssatellit wurde in den Orbit geschossen und die Beatles feuerten ihren Drummer und traten mit Ringo Starr in Hamburg auf.
Als ich im „Prädigitalen Zeitalter“ aufwuchs, gab es keine Handies, CDs oder DVDs, Laptops, Mikrowellen, das Internet, Satelliten- oder Privatfernsehen. Man durfte Autofahren, ohne sich anzuschnallen. Katalysatoren hatten in Autos nichts zu suchen, nur in Chemielaboren. Man tankte gutes, verbleites Benzin, bezahlte mit D-Mark und die Kraft des Atoms war Hoffnungsträger und Drohmittel zugleich. In den Schulen wurden Mathematik und Deutsch gelehrt, es gab keine Amok laufenden Schüler, dafür konnten sie sich überwiegend in ganzen, grammatikalisch korrekten Sätzen ausdrücken.
In den 70ern kam Disco und die Pubertät, statt unserer Haare frisierten wir unsere Mofas, Parties fanden im Keller statt, Musik kam vom Plattenspieler. Zu Hause nahmen wir Kassetten auf, das damalige Äquivalent zum CD brennen. Wir waren neugierig und gingen den meisten Dingen auf den Grund, konnten Mofas und Kassettendecks reparieren. Wer weiß heutzutage noch, wie seine Digitalkamera funktioniert oder kann gar seinen Computer eigenständig reparieren!?
Das Wissen auf unserer Welt verdoppelt sich alle 2 Jahre. Das darf aber keine Rechtfertigung für Schüler (und Erwachsene!) sein, ihr Hirn einfach auf Durchzug zu stellen. Das Ausblenden irrelevanter Informationen ist zwar erforderlich, um Relevantes verarbeiten und speichern zu können, die Gefahr, das eigene Gehirn im Laufe eines Menschenlebens zu überfüllen, besteht aber nicht.
Davor scheinen aber Viele Angst zu haben, denn noch nie seit der Erfindung der Elektrizität gab es so viel Halb- und Nichtwissen. Wenn jemand nicht alle US-Staaten kennt oder weiß, wie der dritte Planet unseres Sonnensystem heißt, ist das sicher zu erklären. Einfacher Dreisatz sollte aber bei jedem drin sein.
Pustekuchen! Sieht man sich die Ergebnisse der Pisa Studie oder aktuelle Eignungstests von Auszubildenden an, so stellt man sehr schnell fest, dass dem nicht so ist. Richtig mit der Angst zu tun bekommt, wer - wie ich - einen (zu) langen Blick ins private Fernsehen wirft! Bei einer spontan durchgeführten Umfrage in einer deutschen Großstadt antworteten mehr als 50% der Befragten mit „ja“ auf die Frage, ob die Sonne sich um die Erde dreht. Hoffentlich war das nicht repräsentativ, sonst hätte Galilei ganz umsonst sein Leben aufs Spiel gesetzt. Bitter, oder?
Vielleicht sind die Dinosaurier damals einfach verblödet, haben angefangen, Musik vom iPod zu hören, Steine zu fressen und sind deswegen ausgestorben…? Auf jeden Fall aber schau ich mir die Wiederholung der Entstehungsgeschichte bis zum bitteren Ende nicht mit an, das letzte Exemplar des „Tyrannosaurus Tono“ macht sich schon vorher auf den Weg